Unterwegs mit Gaby & Arthus   (Foto: Britta Müller)

 

 

 

 

 

 

 

Boxenstopp Dammer Berge

 

Von Neuenkirchen-Vörden im Südwesten bis nach Steinfeld/Oldb. im Nordosten erstrecken sich die „Dammer Berge“ im Landkreis Vechta. Die von der Natur reich gesegnete Landschaft gehört zu den schönsten im Oldenburger Münsterland. Die Region ist durch ihr waldreiches Gebiet sowie die idyllisch gelegenen und an Fauna und Flora artenreichen Seen geprägt. Durch die leicht hügeligen Wälder schlängelt sich unter anderem eine 57 Kilometer lange Reitroute, in deren Verlauf sowohl Reiter als auch Pferde viel Ruhe und Erholung vom Berufs- bzw. Trainingsalltag finden.

 

Sowohl das Osnabrücker Land, als auch der Landkreis Vechta bieten ein so reichhaltiges Freizeitangebot für jung und alt, dass es sich zu jeder Jahreszeit lohnt, mit der ganzen Familie hier Urlaub zu machen. Im Laufe meiner jugendlichen Sturm- und Drangjahre erkundete ich diese Region bereits per pedes sowie mit dem Fahrrad. Stets war mein Ausgangspunkt der familiäre Campingplatz am Alfsee, zwischen Alfhausen und Bramsche, der mittlerweile zu einem riesigen Ferienpark expandiert ist. Daher liegt es nahe, dass ich auch zum Start meines Wanderritts mein kleines Zelt am Alfsee aufschlage und meinen Haflinger Arthus auf einem benachbarten Bauernhof unterbringe.

 

Der Alfsee-Stausee dient als Hochwasser-Rückhaltebecken des Flusses Hase sowie als Naherholungsgebiet und umfasst vier Seen: eine künstlich angelegte Wasserzuleitung von der Hase in die Alfsee-Seenwelt, ein Staubecken mit gut 2,2 Quadratkilometern Wasseroberfläche, den „Dubbelausee“ sowie ein Reservebecken innerhalb eines kleinen Naturschutzgebiets. Das große Staubecken ist ausschließlich zum Segeln, Surfen und Tretbootfahren freigegeben. Im kleinen Dubbelausee darf gebadet und geangelt werden. Darüber hinaus bietet eine Wasserskianlage jede Menge sportliche Abwechslung. Ebenfalls viel Spaß für die ganze Familie bereiten die nahe gelegene Cartbahn, das sommerliche Open-Air-Kino, der Kinder- und Jugendferientreff sowie der benachbarte „Arche Hof“. Letzterer bietet seit 1998 dem naturinteressierten Urlauber einen Einblick in die Erhaltung bedrohter Haustierrassen wie dem Pouitou-Esel, dem Wollschwein, der Diepholzer Gans, dem Lakenfelder- und Vorwerkhuhn sowie der Skudde, eine ostpreußische Hausschafrasse. Überdies bewohnen noch viele weitere alte Haustierarten das 8 Hektar große Streichelgehege, deren geballtes Aufkommen wir so nicht einmal in gut sortierten großen Zoos finden würden.

 

An einem sonnigen Frühsommermorgen begebe ich mich mit Arthus auf die Tour durchs Erholungsgebiet Dammer Berge. Auf Feldwirschaftswegen ziehen wir in gemütlichem Tempo gen Westen, überqueren vor Vörden die Autobahn A1 und steigen bei Frede in die touristische Reitroute der Dammer Berge ein. Bis Astrup genieße ich die weite Fernsicht über die grün-gelb schattierten Kornfelder, deren Ähren im leichten Wind hin und her wiegen und das Zwitschern der zahlreichen Vögel durch feines Säuseln bereichern. Besonders farbenprächtig zeigt sich diese weite Flurlandschaft im Mai, wenn der gold-gelbe Raps in voller Blüte steht. Dann müffelt’s zwar ringsum ein wenig nach ranzigem Öl, doch wird dieser Umstand durch den wunderschönen Anblick gemildert. Noch bevor ich in den tiefen Wald der Grappenhauser Mark eintauche, gesellen sich weitere Reiter zu mir. Auf leicht sandigen Pfaden traben wir munter bergauf und bergab, legen zwischendurch kurze Galoppstrecken ein und pausieren, weil mal eine Gerte verloren geht, dann eine dringende Pinkelpause ansteht oder ein anderes Mal ein außergewöhnlicher Stein oder eine schöne Blume am Wegesrand unsere Bewunderung findet. Inmitten des Waldes gelangen wir zum Naturschutzzentrum Dammer Berge, wo wir im Steinkauzgarten rasten, deren schön gefiederte Bewohner uns kaum eines Blickes würdigen. Sie ziehen es vor, die sonnige Nachmittagsstunde zu verschlafen. Zu meinem großen Bedauern leiten uns die Reitroutenschilder weiträumig um das Wempenmoor herum, dafür können wir aber südöstlich von Holdorf die Dersaburg anreiten, ein geschichtliches Kulturdenkmal von hohem Rang.

 

Diese im Jahre 785 erstmals urkundlich erwähnte, gebäudelose Fliehburg galt lange Zeit als Mittelpunkt des einstigen Dersagaus. Der nach Westen gerichtete Bergvorsprung auf dem die Burg liegt, misst laut GPS immerhin gut 105 Meter über dem Meeresspiegel.

 

Wir setzen unseren Ritt über den sanft geschwungenen Höhenzug in Richtung Westen fort, passieren Nienhausen und gelangen wenig später an eine Weggabelung, deren rechter Pfad uns nach Süden zum „Dammer Bergsee“ führt. Doch bevor wir uns unserem Etappenziel am Bergsee zuwenden, wollen wir, neugierig durch den doch sehr speziellen Namen, den nahe gelegenen „Mordkuhlenberg“ erklimmen, auf dessen Gipfel wir von einem Aussichtsturm aus einen tollen Panoramablick haben; nach Westen über das Emsland, nach Osten in das Weserland hinein.

 

Vom Mordkuhlenberg erzählt man sich die folgende Sage: Zu alter Zeit befand sich im Innern des Berges eine Höhle, in der vier schreckliche Räuber hausten. Indem sie kleine Silberglocken an dünnen Stricken quer durch die ganze Schlucht spannten, vernahmen sie durch feines Klingeln frühe Kenntnis von Durchreisenden, die selbstverständlich sogleich hinterrücks überfallen wurden. Eines Tags tappte so auch ein junges Mädchen in die Falle. Für einen schnellen Tod zu schade, schleppten die Räuber das Mädchen in die Höhle, welche sie fortan dann auch putzen durfte. Überdies wurde das Mädle gezwungen, den Räubern sowohl am Herd, als auch auf dem Nachtlager dienlich zu sein. Als natürliche Folge hieraus gebar sie jedes Jahr ein Kind, welches jedoch von den Räubern sogleich ermordet und wie eine Puppe an einer Leine aufgehängt wurde. Unter Eid, nichts über die Räuber zu berichten, durfte das Mädchen nach sieben Jahren erstmals ins Dorf hinab, wo sie an der Kirchenmauer lauthals ihr Leid mit den Worten: „Kirchenmauer, dir klage ich, ich heiße Anna Maria Wieverich. Ich streue Erbsen auf meinen Weg, bis da, wo ich mich Schlafen leg.“ klagte. So wurde dann auch das Räuberversteck gefunden, das Mädchen konnte befreit werden und die Räuber wurden, wie sie es selbst zuvor mit ihren Kindern taten, am Galgen aufgeknüpft. Im schummrigen Dämmerlicht kann man noch heute deren Körper im Winde baumeln sehen und so mancher Wanderer berichtet über geisterhafte Gestalten, die bei Nebel am Mordkuhlenberg ihr Unwesen treiben.

 

Bevor wir Gefahr laufen, einem Räubergeist zu begegnen, um diesen dann vielleicht auch noch für die nächsten Jahre bekochen sowie bespaßen zu müssen, reiten wir eiligst vom Berg hinab und gelangen nach einer gut 30 Kilometer langen Tagesetappe zu unserem Nachtquartier, dem „Waldhotel zum Bergsee Damme“.

 

Mit neuen Reitbegleitern, ziehen Arthus und ich anderentags in nördliche Richtung weiter. Eiligst passieren wir den Mordkuhlenberg und wenden uns an der tags zuvor beschriebenen Weggabelung nach rechts, also gen Osten ab. Die Baumreihen werden immer dichter, der Moos bewachsene Waldboden duftet herrlich frisch und der feine Sandboden federt die Trabschritte unserer Rösser leicht ab. Wo immer es sich ergibt, lassen wir die Pferde in einen munteren Galopp fallen. Je weiter wir in den Norden des Höhenzuges kommen, desto offener wird das Landschaftsbild. Immer häufiger durchbrechen Dörfer, Wiesen und Äcker den hügeligen Wald. Auf nahezu jeder eingezäunten Koppel grasen große Warmblutstuten mit ihren Fohlen, die davon zeugen, dass wir uns nahe bedeutender Zentren des niedersächsischen Pferdesports befinden.

 

Alsbald erreichen wir Steinfeld/Oldb., in dessen Ortsmitte es von fantasievoll bemalten Pferdestatuen wimmelt. Im Jahr 2004 wurde hier die Aktion „Pferdestraße Steinfeld“ initiiert: damals 75 bunt bemalte Pferdemodelle wiesen auf die Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Steinfeld hin. Heute stehen die Pferde weit verstreut. Während unserer Mittagsrast nehmen wir uns viel Zeit für einen Besuch des Kutschenmuseums, in dem hunderte Exponate die Geschichte der Fortbewegung mittels Pferdestärken belegen.

 

Weil ich gerne auch das Mühlenmuseum besichtigen möchte, reiten wir quer durch Steinfeld Richtung Westen. Mehr als zehn Mühlen und diverse landwirtschaftliche Maschinen bereichern das architektonisch, wie auch technisch reizvolle Museum. Danach kehren wir auf die Reitroute zurück und folgen dieser bis an den Heidesee in Holdorf, an dessen Ufer ich auf dem Campingplatz mein kleines Zelt aufschlage. Die heutige Tagesetappe belief sich auf knapp 24 Kilometern.

 

Meinen dritten Reittag genieße ich alleine mit Arthus. Auf unserem Weg zurück an den Alfsee durchqueren wir nach dem Staatsforst Bersenbrück zahlreiche Bauernschaften sowie kleine Orte, verkosten hier und da feine kulinarische Köstlichkeiten aus dieser Region und bummeln über Feld- und Wiesenwege, bis wir nach einer letzten Tagesetappe über 32 Kilometern unseren Ausgangspunkt erreichen. Am Abend treffe ich alte Freunde auf dem Campingplatz, mit denen ich am kommenden Tag das Tuchmachermuseum in Bramsche sowie das Dokumentationszentrum über die Varusschlacht an der Ausgrabungsstätte Kalkriese besuche. Mit der zum x-ten Male sinkenden „Titanic“ findet mein Wanderrittwochenende beim abendlichen Open-Air-Kino am Badestrand des Dubbelausees seinen Ausklang.

 

 

 

INFOBOX

 

Waldhotel zum Bergsee Damme

Wellenweg 6

49401 Damme

Tel. 0 54 91 – 95 66 0

http://www.waldhotel-zum-bergsee.de

 

Alfsee GmbH

Am Campingpark 10

49597 Rieste
Tel. 0 54 64 – 92 120

http://www.alfsee.de

 

Urlaub auf dem Bauernhof

Dalinghausen 13

49401 Damme

Tel. 0 54 91 – 74 01

http://www.FeWo-Hplampe.de

 

Zelt- und Wohnmobilstellplatz am Heidesee

Zum Heidesee 53

49451 Holdorf
Tel. 0 171 - 43 75 480
http://www.zeltplatz-heidesee.de

 

Arche-Alfsee

Beate Wulf und Siegbert Ehmann-Wulf
Bootshafenstraße 1
49597 Rieste
Tel: 0 54 64 – 35 13

http://www.arche-alfsee.de

 

Naturschutz-Zentrum Dammer Berge
Zum Rennplatz 25
49401 Damme
Tel. 0 54 91 - 99 065
http://www.naturschutz-zentrum-demme.de
 

VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land GmbH
Museum und Park Kalkriese
Venner Straße 69
 49565 Bramsche-Kalkriese
Tel. 0 54 68 - 92 04 200

http://www.kalkriese-varusschlacht.de/varusschlacht-information/

 

Touristinformationen Dammer Berge

Mühlenstraße 12, 49401 Damme

Tel. 0 54 91 – 99 66 67

http://www.dammer-berge.de

 

 

KARTEN:

 

Reitwegekarte: "Reiten im Erholungsgebiet Dammer Berge", Maßstab 1:50.000

 

Wanderkarte: „Erholungsgebiet Dammer Berge“, Maßstab 1:25.000

 

Freizeitkarte „Landkreis Vechta“, Maßstab 1:75.000

 

Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Niedersachsen

http://www.lgn.niedersachsen.de